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2022-11-12 | Dan-Prüfung von Tim-Marvin Werner

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Impressionen

Am 12.11.2022 hat Tim-Marvin Werner im Rahmen des „KTF Taekwon-Do Blackbelt Certificate 2022“ seine Prüfung zum 1. Dan mit überzeugender Leistung abgelegt. Wir gratulieren zu diesem tollen Erfolg



Reflexion von T. Werner

Erstmals angefangen mit Taekwon-Do habe ich im Jahr 2001. Trainiert habe ich in einem Verein in meinem Heimatort. Wie ich zum Taekwon-Do gekommen bin, kann ich nicht genau sagen. Vermutlich hing es damit zusammen, dass in meiner Nachbarschaft einige befreundete Kinder Taekwon-Do trainierten und mich das neugierig machte.

Das Training fand zunächst in der Sporthalle meiner Grundschule statt. Trainiert habe ich gemeinsam mit meinen beiden Geschwistern und Freunden. Im Vordergrund stand der Spaß an der Bewegung. Ansporn gaben die Prüfungen. Die Prüfungen wurden mehrmals im Jahr abgehalten. An einem Prüfungstag wurde dann über alle Graduierungen hinweg geprüft. Es war ein tolles Gefühl, mit einer bestandenen Prüfung den nächsten Schritt geschafft zu haben. Das hat mich motiviert, am Ball zu bleiben.

Ende 2003 wurde eine eigene Übungshalle angemietet und aufgebaut. Neben Taekwon-Do wurde zunehmend auch Kickboxen trainiert, was ich ausprobiert habe, mir aber nicht gefallen hat. In dieser Zeit habe ich auch in der Disziplin Formen an einigen regionalen (Nachwuchs-) Turnieren teilgenommen und teilweise auch gewonnen. Das war mir jedoch nicht besonders wichtig.
Circa ab dem Jahr 2006 habe ich eine Gruppe von jüngeren Kindern und später auch Jugendlichen selbstständig trainiert. Es hat mir Spaß gemacht, für eine feste Gruppe Verantwortung zu übernehmen. Im Juli 2009 habe ich dann meine Prüfung zum 1. Dan abgelegt. Das war für mich etwas ganz Besonderes und eine Anerkennung meiner Fähigkeiten und meines Durchhaltevermögens. Dieses Ziel hatte ich schon als Anfänger vor Augen und es endlich erreicht.

Taekwon-Do hat mich als Hobby bis zu meinem Abitur im Jahr 2013 begleitet. In den letzten Jahren vor dem Abitur nahm die Freude am Taekwon-Do jedoch ab. Ich hatte das Gefühl, mich nicht weiterzuentwickeln. Sicherlich hing das auch damit zusammen, dass ich mit dem Schwarzen Gürtel aus meiner damaligen Sicht das „große Ziel“ bereits erreicht hatte. Mit Beginn meines Studiums im September 2013 hörte ich daher auf, Taekwon-Do zu trainieren.

In der Folgezeit hatte ich nicht das Bedürfnis, mich in Hamburg nach einer neuen Taekwon-Do-Schule umzusehen. Mit dem Studium und der neuen Umgebung hatte ich viel um die Ohren. Mit Voranschreiten des Studiums und Näherrückens des ersten Staatsexamens merkte ich jedoch, dass ich einen strukturierteren (sportlichen) Ausgleich brauchte. Von einer Kommilitonin wusste ich, dass Sie in Hamburg und dazu auch noch in unmittelbarer Campusnähe Taekwon-Do trainierte und so stieß ich über sie auf das Kang Center.

Meine erste Probestunde hatte ich im April 2017 bei Benno. Manches war mir vertraut, zum Beispiel die Schrittfolge der Hyongs. Das meiste war jedoch neu. Anfangs besonders gewöhnungsbedürftig war die kurze Ausgangsstellung mit nach vorne gedrehter Ferse. Neu war auch die genaue technische Ausführung von Techniken, insbesondere die Gegenbewegung der Arme bei den Beintechniken. Auch deshalb war es für mich schnell selbstverständlich, dass ich meine bisherige Graduierung ablegen und „neu“ anfangen würde. Im Vordergrund stand für mich aber ohnehin nicht meine Graduierung, sondern das Training als Möglichkeit, den Kopf freizubekommen. Dennoch habe ich mich über meine Fortschritte gefreut. Neben der Bewegung gewannen auch schnell die Freundschaften, die ich im Kang Center schließen konnte, erheblich an Bedeutung. Es tat gut, nicht mehr nur angehende Juristinnen und Juristen um mich zu haben. So hat mich Taekwon-Do gut durch die sehr anstrengenden Zeiten der Examensvorbereitung gebracht.

Meine Perspektive auf Taekwon-Do begann sich mit der Übernahme einer Übungsgruppe zu wandeln. Selbst eine Stunde sinnvoll zu leiten und die Bedürfnisse der Teilnehmenden im Blick zu haben, ist eine Herausforderung. Mir ist insbesondere bewusst geworden, wie verschiedene Übungen (etwa die Basiskombinationen) aufeinander aufbauen und an Komplexität und Schwierigkeit zunehmen. So stellen sie eine immer weitere Herausforderung dar, erlauben aber zugleich eine an die eigenen Fähigkeiten angepasste Übung und bereiten auf die komplexeren Bewegungen vor. Die Teilnahme an Lehrgängen und Hyong Seminaren, welche neben dem praktischen Taekwon-Do auch theoretische Teile beinhalteten, hat mir gezeigt, was Taekwon-Do über die körperliche Bewegung hinaus beinhalten kann.

Nach der und durch die Prüfung zum 1. Dan möchte ich erfahren, was Taekwon-Do für mich ausmacht und für mich zukünftig bedeuten kann. Schon jetzt ist mir aber bewusst, dass der Schwarze Gürtel – anders als aus meiner Sicht als Jugendlicher – nicht das „große Ziel“ ist. Ich habe bereits mehrfach die Erfahrung gemacht, was nach dem Erreichen eines (selbst)gesteckten Ziels passiert, sei es der 1. Dan, das Abitur oder ein Staatsexamen. Der Moment kommt und geht auch wieder. Das Leben geht weiter. Das Sprichwort „Der Weg ist das Ziel“ fand ich lange platt. In letzter Zeit kann ich dem Gedanken dahinter aber immer mehr abgewinnen. Wichtig ist für mich kontinuierlich körperlich und geistig in Bewegung sein. Und das ist unabhängig davon, ob man sich ein Ziel setzt und ob man dieses Ziel erreicht.

Reflexion von Tim-Marvin Werner
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