Seit etwas über einem Jahr gehen meine beiden Söhne Nuha (10 J.) und Malang (9 J.) begeistert zum Training. Durch den an der Grundschule angebotenen Wahlkurs lernte Nuha Taekwon-Do kennen. Neben dem anstrengenden körperlichen Training war er vor allem auch von der Disziplin im Kurs begeistert: „Meister Kang muss gar nicht schreien, das klappt auch so!“ Die faire Strenge und Autorität hatte ihn sehr beeindruckt. Danach wollte er unbedingt im Verein weitermachen.Vom Zuschauen beim Training angetan, stieg nach kurzer Zeit auch Malang mit ein.
Aufgrund einer ganzen Reihe Dinge bin ich sehr froh, dass meine Kinder diesen Sport für sich entdeckt haben. Die großartigen Trainer/innen, die alle mit großer Leidenschaft und Motivation, einem tollen Blick für die Kinder, Humor und der nötigen, von den Kindern gern angenommenen, Strenge unterrichten, leisten auch ohne Erziehungsauftrag, einen tollen Beitrag hierzu. Meine Jungs haben in kurzer Zeit Vieles, ins alltägliche Leben Übertragbare, gelernt, was ihnen nicht zuletzt in der Schule zugute kommt. Deshalb möchte ich zunächst auf das eingehen, was neben der rein körperlichen Entwicklung, in meinen Augen mindestens genauso wichtig ist.
Taekwon-Do erfordert ein hohes Maß an Konzentration
über einen, für die Kinder langen, Zeitraum. Sie lernen, bei der Sache und sich selbst zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen. Sie entwickeln einen erstaunlichen Ehrgeiz und wollen sich und dem Trainer / der Trainerin etwas beweisen. Das führt dazu, dass sie bis an ihre Grenzen gehen und nicht gleich aufgeben, wenn mal etwas nicht sofort klappt. Das Motto von Großmeister Kang „Ich muss nicht sehen, dass Du es perfekt kannst, ich möchte sehen, dass Du Dein Bestes gibst“ nehmen sie sich sehr zu Herzen und motiviert sie. Und das Schönste, bei all dem haben sie viel Spaß und es gibt auch immer reichlich zu Lachen. Nuha meinte letztens nach dem Training: „Mama, weißt Du was ich hier so toll finde? Alle gehen so respektvoll miteinander um. Natürlich lachen wir auch mal über jemanden, der etwas nicht hinkriegt und völlig durcheinander kommt. Aber es wird nie jemand bösartig ausgelacht.“
Taekwon-Do hilft den Kindern abzuschalten, Strapazen und Konflikte des Tages für einen Moment bei Seite zu schieben, danach die Dinge gelassener zu sehen und ausgeglichener zu sein. Es steigert ihr Selbstbewusstsein, sie leben hier den fairen und respektvollen Umgang mit Mitmenschen und lernen, dass in körperlichen Auseinandersetzungen die erste Bewegung immer der Block und nicht die Faust zu sein hat.
Körperlich ist der anspruchsvolle Sport ein großartiger Ausgleich zur Ganztagsschule. Hier können sie sich richtig auspowern. Er dient der Dehnbarkeit aller erdenklicher Sehnen und Bänder und dem Aufbau aller erdenklicher Muskeln. Die Physiotherapie war mit dem Beginn von Taekwon-Do bei uns hinfällig. Und während die Kinder anfangs das Gefühl hatten fünf Arme und fünf Beine zu haben, die es zu koordinieren galt, ging so mancher Ablauf schon bald in Fleisch und Blut über.
Erfolgserlebnisse – und seien sie noch so klein – motivieren und machen stolz. Großmeister Kang versteht es hervorragend, Lob und Kritik zu dosieren. Wenn dann nach einer – manchmal auch etwas harschen – Kritik ein Lob folgt, wiegt dieses schwer und die Motivation ist umso größer.
…und sie können auf koreanisch bis 20 zählen…
Da Taekwon-Do auf so vielfältige Weise positiven Einfluss auf die Entwicklung meiner Kinder nimmt, wünsche ich ihnen und mir, dass sie mit Taekwon-Do durch die Pubertät gehen werden.
Ein dickes Dankeschön an Großmeister Kang, alle Trainer/innen und die netten Menschen, mit denen meine Jungs gemeinsam trainieren dürfen!
Text von Sibyl von Raußendorff