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Lehrgang mit Dan-Prüfungen | 16.11.2019

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8 Jahre dauert es im Schnitt. Zumindest, wenn man der Stichprobe vom vergangenen Samstag glaubt. Bis zum 1. DAN, bis zum Meisterschüler. 8 Jahre, in denen das eigene Verhältnis zur Kampfkunst TKD immer wieder neu definiert werden muss. In denen nach der Anfangseuphorie Durststrecken zu überwinden sind, weil erkennbare Leistungssprünge auf sich warten lassen (die man selbst meist als Letzter erkennt). In denen kleinere Verletzungen Übereifer bremsen und lehren, mit und nicht gegen den eigenen Körper zu arbeiten. In denen vielleicht persönliche Rückschläge zu verarbeiten sind, in deren Kontext das TKD manchmal als zusätzliche Belastung erscheinen mag, vielfach aber auch stützt. 8 Jahre, in denen zeitweise aus guten Gründen andere Prioritäten gesetzt werden wollen, etwa, wenn der Beruf fordert, oder wenn ein Kind erwartet wird. 8 Jahre, in denen man als Mensch reift, auch am TKD.


Am Samstag, den 16.11.2019, veranstaltete Großmeister Shin-Gyu Kang einen 3stündigen Lehrgang mit Schülerinnen und Schülern aus Hamburg, Kiel und Berlin, in dessen Rahmen auch 5 Prüfungen zum 1. DAN und 2 Prüfungen zum 2. DAN abgelegt wurden. Die meisten Teilnehmer wären mit Sicherheit auch ohne zusätzliches Trainingsangebot gekommen, allein, um den Prüflingen ihre Referenz zu erweisen und einen würdigen Rahmen sicherzustellen. Alle Altersklassen waren vertreten, was die „Kang Center-Familie“ im besten Sinne erlebbar machte. Nach demgemeinsamen Aufwärmen wurden einige der unteren Hyongs gelaufen und Kang Center-Kombinationen demonstriert. Einen Schwerpunkt bildete die 1. Hyong in der Kang Center-„Chon-Ji Hyong Selbstverteidigung Spezial“-Fassung. Sie verbindet eine kodifizierte Hyong aus dem Kanon mit zusätzlichen (Selbstverteidigungs-)Elementen, die sich natürlich in den Bewegungsablauf einfügen, seine Komplexität im Rahmen des vorgegebenen Diagramms erhöhen und neue Trainingsreize setzen – ohne den Kern zu verwischen. Diese Art von manchmal scheinbar spontan choreographierten Variationen sind für mich ein faszinierendes Beispiel für das besondere Talent von Großmeister Kang als Lehrer. Der immer wieder auf die Grundlagen zurückgeht, ihre korrekte Durchführung zerlegt und modular aufbauend trainiert (Einzeltechniken). Der scheinbar abstrakten Bewegungsfolgen Leben als Kampf einhaucht, indem er die imaginären Gegenbewegungen als „Komplementär-Hyong“ ans Licht holt. Der mit den „Front“-Versionen auch Hotelzimmer-Versionen der Hyongs bereit hält. Und seine Schüler bremst, lieber weniges gut als vieles schlecht zu beherrschen.

Von den DAN-Prüflingen wurde natürlich erwartet, dass sie vieles gut beherrschen. Das taten sie auch alle ganz offensichtlich. Großmeister Kang führte dennoch jeden von ihnen an seine oder ihre Leistungsgrenze, aber auch zur erfolgreichen Absolvierung der Prüfungsaufgaben. Die Dynamik zwischen Lehrer und Aspiranten auf dem Weg dorthin ließ den Zuschauer viel über die Schule, die das Traditionelle Taekwondo sein kann, lernen.


Eine Aufgabe, die gestellt ist, ist gestellt. Ein Brett, welches ausgewählt wurde, ist ausgewählt. Die Technik mag einem nicht liegen, das Holz mag überdurchschnittlich feucht sein. Egal – kaputt. Auch wenn man konditionell am Ende ist. Großmeister Kangs energische Kommandos sind dabei so fordernd wie Zuversicht vermittelnd. Er weiss, was seine Schüler können, und holt es aus ihnen heraus. Jeder von ihnen hat mit Sicherheit gelegentlich (noch) schönere Yop-Chagis oder Dollyo-Chagis „unter Laborbedingungen“ im Training gezeigt. Die hat Großmeister Kang oft genug gesehen. Er will nun jedoch wissen, wieviel Effektivität unter Streß, etwa in einer simulierten Kampfsituation, aus der heraus zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt ad hoc zwei Bretter zerbrochen werden müssen, abgerufen werden kann. Und wieviel Resilienz nach mehreren erfolglosen oder nur teilweise erfolgreichen Versuchen (mental noch schwieriger, aber im Prüfungssinne gleichbedeutend) erhalten bleibt. Es gab so viele Versuche, bei denen nur eines der zwei geforderten Bretter zu Bruch ging (und die damit wiederholt werden mussten), dass zwischenzeitlich vorsichtshalber nachgezählt wurde, ob noch genug Holz für das folgende Jugendturnier vorhanden war. Egal – am Ende kaputt. In allen Fällen. Gleiches Brett, gleicher Mensch.


5 neue Träger des 1. DAN (2x HH, 1x Berlin, 2x Kiel) und 2 neue Träger des 2. DAN (1x HH, 1x Kiel) sind für die Entwicklung der Kang Center-Familie ein wichtiger Entwicklungsschritt. Ihr Zentrum bleibt Großmeister Kang. Der physisch nicht weniger als verblüffend, aber kein Kampfsportler, sondern ein Kampfkünstler ist – was man sofort unterschreibt, wenn man ihm zusieht. Der als ausgebildeter Physiker und Musiker ein Intellektueller mit enorm breitem Horizont ist – und dessen besondere Liebe zum Taekwondo daher umso mehr fasziniert. Der seinen Schülern in seiner eigenen Dankbarkeit und Loyalität gegenüber seinem Lehrer Jae-Hwa Kwon ein Vorbild ist.

Meine Frau und ich empfinden es als Privileg und Geschenk, seit 3 Jahren gemeinsam bei ihm trainieren zu dürfen.

Text : Dr. Cornel Wisskirchen

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